Auf «Painting Blue» sind unbeschwerte Momente selten. Hoffnung wird oft von drohendem Unglück überschattet. Das zeigt sich auch in der Wahl der beiden Coverversionen: In John Martyns «I Don’t Wanna Know» und Elvis Costellos «Shipbuilding» sind ambivalente Gefühle greifbar. In Amy LaVeres eigenen Songs lauert stets die Gefahr, an gebrochenem Herzen zu leiden. In «You’re Not in Memphis», einem beschwingten Track mit Soul-Gitarrenfiguren und funky Orgel-Fills, beklagt die Sängerin und Bassistin den Umstand, dass der Liebste so fern ist. In «Love I’ve Missed», einer zärtlichen Ode an die Euphorie der Liebe, lässt sie Bedauern darüber zu, dass sich das Glück erst jetzt eingestellt hat. In «No Room for Baby» erkennt LaVere, dass ihre biologische Uhr unerbittlich tickt. Das Album schliesst mit zwei Songs, die daran erinnern, dass die Musikerin aus Louisiana stammt: «Stick Horse» erzählt von kleinen Wundern des Alltags, «Painting Blue», unwiderstehlich gesungen, vermählt ein cooles Streicherriff mit einem gedrosselten Zydeco- Groove. Akkordeon inklusive. Diese Kollektion treibt die schönsten Blüten – die Qualität der Songs, die Musikalität aller Beteiligten, die Arrangements sind exquisit. Doch nicht annähernd so betörend wie Amy LaVeres laszive Stimme. tl.