Weil ihr neues Apartment in New York noch nicht bezugsbereit war, trieb es Anna Ternheim mitsamt ihrer Gitarre vorübergehend nach Rio de Janeiro, wo sie an Songideen werkelte. Wer von der Singer/ Songwriterin deshalb sonnige Melodien erwartet, spekuliert falsch. Wie die 39-Jährige im Pressetext schreibt, haderte sie lange mit ihrem neuen Material, doch zu guter Letzt sei ein «dark, dreamy, idle pop still-life painting» entstanden. Mit gerade mal acht Liedern, welche die 30-Minuten- Grenze knapp knacken, präsentiert sich das sechste Studioalbum der Musikerin kurz, dafür konzentriert. Die Stimmung ist gehabt grüblerisch: Im von schimmernden Synthie- Sounds geprägten Titelsong vermittelt die Schwedin pure Niedergeschlagenheit und singt davon, von vorne beginnen zu wollen, in «Holding On», das von putschenden Gitarren- und aufbegehrenden Orgelklängen dominiert wird, flirtet die Künstlerin mit der Verzweiflung. Obschon Ternheim sich auf «All the Way to Rio» nicht weiter um die Präsenz von Dynamik schert und stattdessen auf die Textur ihrer Kompositionen fokussiert, vermag die Platte zu beeindrucken. Nicht, weil die Tracks das Musikrad neu erfinden, sondern weil Ternheim ein Werk abliefert, das sich als stimmiger Begleiter für melancholische Nachtstunden erweist.
mig.
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