Komplizierter, schneller und viel, viel lauter als der Rest – das war die Essenz des Debütalbums, mit dem Black Midi vor zwei Jahren zu den neuen Helden der Gitarrenmusik wurden. Es dröhnte, toste und krachte auf der Platte, und die Musikpresse in aller Welt hob zu Lobeshymnen an. Jetzt meldet sich das Quartett zurück und knüpft im Eröffnungsstück der neuen Scheibe sogleich an alte Stärken an: Schrill und hart geht es auf «John L» zu und her. Dass «Cavalcade» aber keine blosse Fortsetzung des Erstlings sein will, macht das darauffolgende «Marlene Dietrich» klar. Hier zupft Geordie Greep an einer akustischen Gitarre und beweist, dass er seine Texte nicht nur herunterleiern, sondern tatsächlich singen kann. Auch nach der Ode an die Schauspielerin, etwa auf «Diamond Stuff», wird deutlich, dass die Briten, die sich eine Weile lang mit Vorliebe in Rennfahrer-Overalls zeigten, einen Gang heruntergeschaltet haben. Und das tut ihrem Sound sehr gut. Zwar sind die Kompositionen nicht weniger sperrig als zuvor, doch die ruhigen Passagen haben deutlich mehr Raum bekommen. Das macht die Stücke atmosphärischer und abwechslungsreicher. Wo es aber knallen soll, da kommt das dafür umso besser zur Geltung. Süperb! cmd.
Label: Rough Trade