Wer Klischees liebt, den könnte das dritte Album von Candelila ein wenig verstören. Denn das neue Werk der vier Frauen, die schon früh vom Hamburger Musikimpresario Alfred Hilsberg entdeckt wurden, klingt so ganz und gar nicht nach München, wie es sich viele vorstellen. Die rohen, gerne auch mal ungehobelten Songs klingen in ihrer Dringlichkeit eher nach der alten Berliner Mauerstadt von Neubauten & Co oder nach New York, nach London, nach Sonic Youth und Le Tigre, aber auch nach den Slits, Kleenex, Liliput. Oder nach Hamburg, nach Diskurspop der 90er – kein Wunder, immerhin sass an den Reglern Tobias Levin. Wörter werden aufgetürmt, beispielsweise in «Intimität», wo es heisst: «die Erotik, das Schweigen, eine Intimität», oder im Track «Hand», in dem die Körper vermessen werden. All das ist vorgetragen in einer Art Sprechgesang, verpackt in stimmigen, gerne auch mal kantigen Post-Punk mit harschen Gitarren, die über den Drumbeat schlittern. Fast schon poppig klingt dagegen das einzige englisch gesungene Stück, «Transformer», das eine kurze Pause verschafft. Candelila sind bereits seit zehn Jahren aktiv – mit diesem dritten Album sollte die Band nun auch breitere Hörerkreise erreichen.
tb.
Link zum Label: Trocadero