Kammermusikalischer Jazz ist so was wie die Antithese zu Punk. Fragt nicht, wie das zusammengeht. Mich auf jeden Fall zieht’s zu beidem: Neulich war ich in an einem grossartigen Punkkonzert (Idles im Rössli in Bern). Und jüngst ist mir das neue Album von Die Drei über den Weg gelaufen: «Plankton». Ha. Klingt echt bescheuert, dieser Albumtitel. Und die Deklaration «mal verspielt, mal schräg – irgendwo zwischen Pop und Jazz bewegen sich Die Drei» auch nicht viel besser. Doch was Leoni Altherr (Gesang), Sonja Ott (Trompete) und Johanna Pärli (Kontrabass) mit ihrem kammermusikalischen Spiel anrichten, ist so was von abgeklärt, dass dieser Jazz schon fast nach Pop tönt. Ich griff in meine CD-Sammlung, eine Referenz im Kopf, und siehe da, ich hatte dieses wunderbare Doppelalbum der Jimmy Giuffre 3 in den Händen. Der Vergleich mag total abwegig sein, aber die drei Frauen bringen eine erhabene Einfachheit zum Erklingen, die mich stark erinnert an den kammermusikalischen Weg von Giuffre und Co. in der 60ern. Egal, «Plankton» hört sich wunderbar an: Melancholie und Zuversicht halten sich die Waage an diesem trägen, einsamen, aber nicht zu traurigen Sonntagnachmittag. Man muss nur den Mut haben, die Dinge einfach zu halten, wenn sie denn so schön klingen.
cpa.
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