Zufall oder nicht: Fast gleichzeitig zum Reissue des ersten Albums der Goldenen Vampire aus dem Jahr 1982 erscheint auch die Wiederveröffentlichung des ersten Full- Length-Albums von Die Haut and Nick Cave, das ebenfalls seit Jahrzehnten vergriffen war. Beide Bands entstammten derselben Berliner Szene, in dunkle Anzüge gekleidet, radikal unsentimental im Sound. «Es ging uns um Energie und Improvisation. Was wir absolut nicht wollten: gefällig sein», sagt Bassist Christoph Dreher. Und das haben sie gut hinbekommen. Zwischen BeBop, Noise, Blues und No Wave spielten sie einen nervösen, fiebrigen Instrumental- Wall-of-Sound, der einen weiten Bogen um Melodien oder Harmonien machte. Das faszinierte nicht zuletzt Nick Cave, als er die Band 1982 als Support für seine Band The Birthday Party live erlebte. Noch im selben Jahr siedelte Cave nach Berlin um und heuerte bei Die Haut als Gastsänger an, bevor er seine Bad Seeds gründete. Auf vier von den sieben Albumtracks schreit sich Cave die Dämonen aus der Seele. Wer hier erhabene Piano-Balladen sucht, wird sie nicht finden. Es wird gebrüllt und gezetert. Und Die Haut gibt dabei keinen Millimeter nach. Wer sich gern in dieser Sorte existentialistischem Bärbeisser-Blues suhlt, wird hier reich belohnt. mn.
Label: Hit Thing