Hannes Wader – Noch hier – was ich noch singen wollte

Einen wunderbaren Titel hat der grosse deutsche Liedermacher für sein neues Album gewählt. «Noch hier» ist der hagere norddeutsche Barde, der vor wenigen Tagen seinen 80. Geburtstag feiern durfte und mit diesem prallen Werk von 16 Songs und zwei Hölderlin-Gedichten zeigt, dass noch mit ihm zu rechnen ist. Alterswerk? Klar, aber was für eines! Ein reifes, poetisches, berührendes, nachdenkliches, aber auch humorvolles. Wader, der sich vor fünf Jahren mit seiner Tour «Macht’s gut!» von der Bühne verabschiedet hat, fördert älteres und neues Liedgut zutage. Hier vertont er Texte seiner Grossmutter («November »), wird persönlich in der Trennung von seiner Frau («Es ist vorbei»), wird im exzellenten «Vorm Bahnhof » gallig politisch. Mit seinem Freund Reinhard Mey singt er das alte französische Volkslied «Le Temps de cerises», ein Mitte des 19 Jahrhunderts entstandenes Liebeslied, das nach der Pariser Commune zu einem der bekantesten Protestlieder wurde. In einem der besten Songs, «Schlimme Träume», wird Wader schwarzhumorig und thematisiert die Schwächen des Alters: Vergesslichkeit. Eine Tuba gesellt sich zur Gitarre, und Wader singt davon, um das Haus von Bob Dylan zu schleichen, wo er nach dessen Notizen und Songideen sucht. Ein wunderschönes Album. tb.

Stockfish Records

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