Hermann – 3

Die Füsse in der Agglomeration, das (musikalische) Herz in den 80er-Jahren, den Kopf im heutigen, helvetischen Alltag mit seinen Knörzen und Schönheiten – das zeichnet die neun Songs aus, die Hermann auf ihrem dritten Album «3» präsentieren. Vier Jahre nach «K.O. Boomer» und acht nach dem Debüt «Hermann» macht «3» die Entwicklung des Trios aus Ebikon bei Luzern klar: Hermann sind zu Chronisten einer gewissen Schweiz gereift – der Schweiz der mittelständischen Agglomeration, junger Familien und Midlife- Krisen, die, sieht man von Stahlberger und Züri West ab, eher selten besungen werden. Hermann pflegen die Kunst verblüffender, aber einleuchtender Bilder: «D’Wält liit en Trömmer, wel d’Mönschheit emmer tömmer worden esch – mer macheds üs bequem», singen sie in «Tschüss Wält», und dann: «Em Tesla-Typ siis Ruumschiff lüchtet bsonders hell, bevors em Space x-plodiert.» Die Musik hat sich von zu klaren Einflüssen emanzipiert – hin zu frischen, einfallsreichen Popsongs mit einprägsamen Refrains und einer nostalgischen New- Wave-Legierung. Allein die Stimme ist zu gleichförmig abgemischt und setzt kaum Akzente. Das ist schade, so läuft man Gefahr, Trouvaillen zu überhören. Wie etwa in «Trottoir» das treffende Bild für den Zweifel am eigenen Lebensweg: «Ben ech falsch abboge, villecht scho vor langer Ziit?» cg.

(Innerorts) Records

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