Turkischer Synthie-Pop? Und dann dieses Cover! Im Ernst? Im Ernst. Jakuzi sind kein Witz, sondern eine Entdeckung. Sänger Kutay Soyocak singt mit viel Autorität und Ausdruck, ein Wave-Gott vom Bosporus, der bei Bedarf auch den Edelschmalz eines Bryan Ferry im Repertoire hat – nachzuhören im Song «Bir Dü manim Var». Taner Yücel verkörpert analog den Vince Clarke von Istanbul und sorgt an Synthies und Bass fur die Musik. Die hat die Verspieltheit der frühen Depeche Mode, das Hymnenhafte von Ultravox und überhaupt so ziemlich alles, was den Elektro-Wave der frühen Achtziger attraktiv machte. Ein Stück wie «Koca Bir Saçmalik» ist nichts anderes als ein Hit, der ab sofort an jeder anständigen Grufti-Party den Tanzboden beschallen möge. Jakuzi klingen weniger exotisch, als man es erwarten würde. Klar, die Worte sind türkisch, Gesang und Musik aber sehr europäisch. Womöglich wirkt die Band im eigenen Land befremdlicher als hier, denn wie das Promo-Schreiben verrät, zieht die Band daheim nicht nur allerlei Aussenseiter an, sondern widmet den Song «Lubunya» Transmenschen, was in der Türkei einen Tabubruch bedeutet. Soviel zur Politik. Jetzt hören Sie bitte die Musik. Die hat nämlich Klasse.
ash.
Link zum Label: City Slang / Irascible