Julian Sartorius – Hidden Tracks

Allein das Konzept ist bestechend: Da wandert ein Schlagzeuger auf dem Jura-Höhenweg von Basel nach Genf und trommelt, haut, klöppelt, klopft, poltert, schabt, schrammt, kratzt mit zwei Schlagzeugstöcken auf alles und allem, was ein aufmerksamer Wandertrommler auf einer solchen Tour antrifft. Das ist nichts anderes als der unendliche Klangreichtum der ländlichen Welt. Noch wunderbarer als das Konzept ist indes seine Umsetzung: Zurück im Studio bearbeitete Julian Sartorius seine Feldaufnahmen; er schnitt, zerstückelte und loopte sie, fügte sie zusammen, schichtete sie auf- und untereinander, verknüpfte rhythmische Impulse zu mal sperrigen, mal swingenden Rhythmen und liess auch der Natur viel Raum, dem Wind, dem Wasser, den Kuhglocken. Dann und wann zerschneidet ein Automotor die Idylle. Ob damit gleich «die Schweiz jenseits der gängigen Klischees neu vermessen wird» (Pressetext), ist nicht wirklich relevant; relevant ist, dass Sartorius mit dieser kühnen und verspielten Klangcollage ein betörendes Stück ungewöhnlicher Musik geschaffen hat, das auch Nicht-Wanderern gefallen dürfte. Die Wanderer – das Album gibt es auch als Wanderkarte mit Download-Code – werden künftig der Natur und ihrer Umgebung aktiver zuhören: Musik ist überall, und alles kann Musik sein.
cg.

Link zum Label: Everest Records/Irascible

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