Schon das Cover ist brillant: vier in futuristischtraditionelle Gewänder gehüllte, vermummte Gestalten scharen sich um einen runden Tisch und beäugen eine gewaltige alte Tonbandspule, von der augenscheinlich schon ein paar Kilometer Tonband auf den Boden gespult worden sind. Das bringt die Sache ziemlich exakt auf den Punkt. Vladimir Lenhart ist ein in Belgrad beheimateter sonischer Bastler. Vor zwanzig Jahren fing er an, auf dem Markt kiloweise alte Bänder einzukaufen. Aus diesen fertigte er daheim anarchistisch klingende Klangteppiche an, die er dann mit allerhand Fremdgeräuschen, Samples oder gar einer veritablen Band versetzte. Inzwischen hat er die Methode perfektioniert, ohne sie des Reizes eines genialischen Tohuwabohus zu berauben. «Dens» ist deutlich klarer strukturiert als frühere Werke, zumal Lenhart sich nun auch mit mehreren Sängerinnen zusammengetan hat – vor allem mit einer gewissen Tijana Stanković, die auch mal zur Geige greift und beim Gros der acht Stücke in Erscheinung tritt. Singen tut sie serbische Traditionslieder, wie man sich das vorstellt, nur schöner – aber gekoppelt mit Lenharts furios-freudvollen Klangcollagen erscheinen sie in einem neuen Licht: Sie verkörpern die Verbindung zwischen Alt und Neu, Natur und Maschinen, Melodie und melodiegewordener Geräuschkulisse. Hpk