Der Hype um das vierte Album von Little Simz ist riesig, und dafür gibt es gute Gründe. Dass sie eine überragende Rapperin ist, ist nicht der wichtigste. Entscheidender ist die überbordende Musikalität, die «Sometimes I Might Be Introvert» zu einem Meisterwerk macht. «Introvert» marschiert ein mit einem Orchester, das tost, als gelte es, einen Monumentalfilm zu vertonen. Danach gibt es smoothen Soul und Afrobeat, Grime und Trap sowie traumartige Zwischenspiele im Stil von Disney- Filmen mit Erzählpassagen von Emma Corrin (Diana in «The Crown»). Bei aller Vielfalt und Raffinesse sind die Songs auf viele Seiten anschlussfähig, ohne sich den Imperativen von Streaming-Algorithmen zu unterwerfen. Denn Unterwerfung ist nicht Ding von Little Simz. Sie mag manchmal introvertiert sein, doch mangelt es ihr nicht an Selbstvertrauen. «Rollin’ Stone» etwa beginnt als Machtdemonstration und bleibt stark, als Simz auf einmal mit Mädchenstimme über ihr Popstarleben reflektiert. Das ist eine der Stärken der 27-jährigen Engländerin: Sie spricht direkt und wortgewandt über Probleme, ohne dabei alles in den Dreck zu ziehen. Auch das ist eine Qualität, die nicht selbstverständlich, aber wichtig ist und Little Simz’ Musik hier und jetzt super dringlich macht. ash
Label/Vertrieb: Age 101/Rough Trade