Luzius Schuler – Moon is the Oldest TV

Ich wusste nichts über diesen Luzius Schuler, als ich die CD einlegte, und den Info-Zettel, der auch noch im Umschlag steckte, hatte ich noch nicht gelesen. Nun habe ich eine Schwäche für Pianos, die klingen, als drängen sie durch eine Wand aus Seidenpapier an mein Ohr. Musik auch, die viel mit Wiederholungen spielt, ohne indes nur aus minimalistischen Wiederholungen zu bestehen. Die wabbelt, als würde sie auf einem alten Grammo gespielt. Es ist Musik, die sich irrsinnig viel Zeit lässt – selbst dann, wenn die Finger über die Tasten flitzen wie der Wind. Meistens schwebt im Hintergrund nämlich noch ein Rauschen mit, das über dem Uhrzeigerklicken steht und für eine Stimmung sorgt, die wie Brian Enos schönsten Ambient-Werke eine eigene Räumlichkeit schafft, in der sich Gedanken wunderbar entfalten können. Inzwischen habe ich den Begleitzettel gelesen. Schuler gehört zur Berner Jazzund Experimentalszene und hat die Pianomelodien für dieses Album während eines sechsmonatigen Aufenthalts in Paris aufgenommen. «Als Gemälde wäre diese Musik ein neu entdeckter Amiet oder Renoir », heisst es auf dem Zettel nebst anderem Tiefsinn. Mir reicht die Musik, auch ohne Ballast. hpk.
Label: Ronin

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