Seit 1998 stehen die Meridian Brothers aus Kolumbien für extravagante, exzentrische und exquisite Spielformen latinesker Rhythmen und Stile: Das genialische Mastermind Eblis Alvarez tummelt sich im weiten Raum zwischen zeitgenössischer E-Musik, volkstümlichen Latinotänzen und experimenteller Popmusik und vollbringt das Kunststück, seinen lateinamerikanischen Wurzeln sowohl zu huldigen, als ihnen auch sämtliche Klischees auszutreiben. Das klingt ebenso beschwingt wie holprig, schrullig wie lustig. «Mi Latinoamérica Sufre» (Mein Lateinamerika leidet) ist ein Konzeptalbum: Musikalisch will es, so der Pressetext, «das ungenutzte Potenzial der E-Gitarre in einem tropikalischen Latin-Kontext erkunden». Inhaltlich schildert es die Suche eines Junior Maximiliano nach sich selbst, quer durch ein Labyrinth aus Drogen, Folkloren und mystischen Verirrungen. Die Meridian Brothers verpflanzen die kristallinen Gitarren aus kongolesischer Rumba, ghanaischem Highlife und nigerianischem Afrobeat in kolumbianische Cumbias, Champetas oder brasilianische Tropicália und verquirlen dies mit psychedelischer Rockmusik und schrägem Humor. Ein Mix, der in Worten unmöglich, in Musik indes eigenwillig und verblüfffend klingt: 33 Minuten Wahnwitz in dem an fröhlichem Irrsinn reichen Schaffen der falschen Brüder. cg.