Irgendwie nimmt man die Tindersticks für gegeben, seit Jahrzehnten schon. 1991 gegründet, kam es 2005 zu einem zweijährigen Einhalt der Band, weil sich Sänger Stuart A. Staples solo beweisen wollte. Danach ging die Geschichte der Briten, in veränderter Formation, wieder weiter. Ihr Sound? Eine effektive Mischung aus orchestral untermaltem Lounge-Jazz, Soul und Staples’ klangvoller Baritonstimme. Während die Band auf «Distractions » (2021) für einmal mit Elektronik und Störgeräuschen experimentierte, was ihnen ihre bislang beste Chartplatzierung in der Schweiz einbrachte, kehren sie mit ihrer neuen Platte wieder zu eleganter Kost zurück. Die neun zurückhaltenden und betont sparsam arrangierten Songs wirken gedämpft, warm und stellenweise wie Seventies-Soul – so etwa im Opener «New World», der mit satten Bläsern und E-Piano aufwartet. Das locker dahintrottende «Nancy » zieht mittels dichter Grooves und flehentlichem Gesang in seinen Bann, und das introspektive «Always a Stranger» zeigt sich von mariachiamässigen Trompeten durchstossen. Wahrscheinlich wird auch das 14. Werk der Tindersticks keine grossen Wellen werfen, aber es dient als schlagkräftiger Beweis dafür, dass sie ihre Nische gefunden haben. Eine, die sich jederzeit zu besuchen lohnt. mig.
 
City Slang/Irascible