Als Sängerin der Savages gehörte Jehnny Beth zu den aufregendsten Musikerinnen der letzten Jahre. Ihr Solodebüt hat sie mit Langzeit-Partner Johnny Hostile, Trent-Reznor- Kollaborateur Atticus Ross und Produzenten-Legende Flood aufgenommen. Das Resultat ist weniger Rock, dafür noch sperriger als ihre Band. Das aus der Serie «Peaky Blinders» bekannte «I’m the Man» beginnt als aggressiver Industrial- Smasher, wechselt in einen besinnlichen Piano- Part, dann gibts noch mal auf die Fresse. Jehnny Beth schickt die Hörerschaft auf die Achter- bzw. Geisterbahn: Hier trippt es finster wie Portishead («Flower»), dort lädt verdrehter Elektropop zum Mitwippen («Heroine»), dann gibts Elektro-Noiserock mit Joe Talbot von den Idles («How Could You») und eine rührende Pianoballade namens «French Countryside » (Beth stammt aus der französischen Provinz). Das sind alles starke Stücke, das Album als Ganzes muss aber erarbeitet werden, denn die Stilvielfalt, die in sich gebrochenen Songs, die konfrontativen Sounds und verfremdeten Stimmen sind nicht leicht verdaulich. Aber wer Zeit aufbringt und sich einlässt, kann in «To Love Is to Live» eine Platte entdecken, mit der sich Jehnny Beth auch solo als komplexe und spannende Künstlerin präsentiert.
ash.
Label: Caroline