Slowdive haben eine ganz eigene Konfiguration von Laut und Leise. Ihr Lärm ist filigran und fein, und ihr Flüstern kann Wände zum Wackeln bringen. Shoegaze nannte man diese Musik damals, oder Dream Pop, eine paradoxe Musik, die sich auf ihren intimsten inneren Kern zusammenzuzieht, während sie gleichzeitig ganz expansiv ist und mit sanften Händen in jeden Winkel des Raums zu greifen scheint. Ein Pop und Rock mit sphärischen Gitarrenflächen, die sich in Richtung Ambient und Noise bewegten. Dazu singen Rachel Goswell und Neil Halstead mit schüchterner Zartheit. Slowdive haben eine liebliche Gutherzigkeit, eine traurig angehauchte Freundlichkeit ihr ganzes Oevre durchdringen lassen. «Everything Is Alive» folgt auf das grossartig energetische Comebackalbum von 2017. Ein schmerzlicheres Album ist es geworden, keine Abschiedsmelodie, aber ein wehmütiger Zwischenhalt. Es ist sparsamer, die rein instrumentalen Passagen fallen länger aus, elektronische Instrumente bekommen mehr Raum. «Hey, look at us now / Time made fools of us all», heisst es auf «Alife». Ein trauriger, ratsuchender, aber kein bitterer Blick zurück. «Everything Is Alive» ist wie jedes Slowdive-Album getränkt in eine so verletzliche wie intensive Schönheit. neu.
Label: Dead Oceans
Rachel & Neil: Jetzt noch einmal weiter im neuen Jahrhundert. Gross!